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AUSSTELLUNG GALERIE WILD / WEINHEIM

Sie ist ein seltenes Erlebnis geworden in unserer hektischen und gehetzten Zeit: die Stille. Viele suchen sie, noch mehr fliehen sie, weil sie einen ja vielleicht mit Wahrheiten konfrontieren könnte, und nur wenige können sich vorstellen, daß ihnen die Kraft der Stille stille Kraft geben könnte. Wer aber Wolfgang Sinwels kleines Bild "Die Kraft der Stille" erlebt, die Stille des Bildes in sich aufgenommen hat oder sich in die Stille des Bildes hineinziehen ließ, spürt förmlich wie kraftvoll Stille sein kann. Das trifft aber nicht nur auf dieses Bild, sondern beispielsweise auch auf die "Wasserbilder" der Ausstellung zu, die am Wochenende in der Moltkestraße 20 in der Galerie an der Bergstraße eröffnet worden ist.

Wolfgang Sinwel stellt jetzt zum dritten Mal in Weinheim aus und präsentiert mit seinen von blauen, grünen und ockerfarbenen Tönen dominierten Ölbildern neben den Wasser- und (oder) Wolkenbildern, Seelenlandschaften eine gestalterische Form von geistigem Abheben. Er, der von sich bei der Ausstellungseröffnung behauptete, er fliege nie, scheint bei der Kreation seiner Bilder zum emotionalen Überflieger zu werden, der einer Phantasie, die viele Facetten hat, Freiflug einräumt.

"Ein Nachtflug" wird so zum farben- und stimmungsschwingenden Bild, dessen Sog man sich genausowenig entziehen kann wie dem von "Wasser erspüren", "Vorbeifließen lassen" oder "Im Strudel stecken".

Wie sagte der Nichtflieger Sinwel außerdem so schön: "Ich bin kein guter Schwimmer und auch kein Taucher, aber bei meinen Wasserbildern gehe ich auf Tauchstation". Seine Bilder bestätigen die Aussage. Sie vermitteln sehr direkt die Faszination, der der Maler erlegen ist, Räumlichkeiten zu malen, die nicht in der Ebene stehen bleiben; vielmehr werden Bilder geschaffen, die den Betrachter förmlich in sich hineinziehen wie etwa "Im Anflug". Nicht nur für dieses Bild gilt: es ist alles in Bewegung, nichts ist statisch, hier ist Bewegung festgehalten, ohne daß sie festgehalten wird. Bestens nachzuempfinden auch bei der "Befreiung" und "Spurensuche". Optisch verlorengegangene Realitäten und real Verlorenes treten in Sinwels Bildern in den Gesichtskreis des Betrachters, der vielleicht mitunter erkenn, daß die farbgewordenen Empfindungen des Künstlers über den eigenen Horizont hinausgehen.

Zeit sollte jeder Betrachter mitbringen, der sich auf die Reise in Wolfgang Sinwels Bildern in der Galerie an der Bergstraße machen will, die nicht nur Fliegen und Eintauchen in phantastischeTiefen (oder Höhen) sondern auch durch das handwerkliche Können des Künstlers bestechen.



 
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